Offshore-Windenergie

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Windpark Baltic 1 (© Johannes Dimas 2006)
Abb. 1: EnBW Baltic 1 in der Ostsee ist Deutschlands erster, rein kommerzieller Offshore-Windpark. Mehr zur Netzanbindung siehe Projekte.

1   Politische und regulatorische Rahmenbedingungen

Demo zur Energiepolitik vor dem Bundestag in Berlin 2010
Abb. 2: Demo zur Energiepolitik vor dem Bundestag in Berlin 2010

Die politischen Rahmenbedingungen für die Offshore-Windenergienutzung in Deutschland wurden lange Zeit von den hochgesteckten Zielen auf internationaler und europäischer Ebene geprägt (vgl. BMWI & BMU 2006: 15). Die Bundesregierungen hatten sich in den 2000er Jahren wegen der großen potentiellen Erzeugungskapazitäten insbesondere auf die Offshore-Windstromerzeugung konzentriert und dafür die Rahmenbedingungen (zunächst) kontinuierlich verbessert (vgl. z.B. KOALITIONSVERTRAG CDU, CSU UND SPD 2005: 51). So wurden im Jahre 2013 1,9 Milliarden Euro von der Deutschen Offshore Industrie umgesetzt und rund 19.000 Menschen beschäftigt (BERNWARD 2015). Im Jahre 2018 erwirtschafteten in der deutschen Offshore-Windbranche rund 24.500 Beschäftigte in knapp 800 Unternehmen und Einrichtungen über 9 Mrd. Euro Umsatz. Allerdings sollen diese Beschäftigtenzahlen mit den "gedeckelten" Ausbauzielen Stand 2019 langfristig wieder stark sinken (WIND:RESEARCH 2019).

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahre 2000 in seinen mit den Jahren immer wieder geänderten Fassungen bildete die wesentliche wirtschaftliche Grundlage für die Realisierung von Offshore-Vorhaben. Es regelte die weitgehend priorisierte Einspeisung und die Vergütungssätze für den erzeugten Strom. Die Vergütung hängt unter anderem von der Küstenentfernung und der am Standort herrschenden Wassertiefe ab. Diese Regelungen gelten allerdings nur noch für eine Übergangszeit.

Inzwischen ist der unvermittelt proklamierte (Wieder-) Ausstieg aus der Atomenergie - auch als sogenannte "Energiewende" bekannt - richtungsweisend für die Umgestaltung der deutschen Energiewirtschaft. Wichtige Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland sind zuletzt durch das "Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien" (EEG 2017) und dem Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) grundlegend neu definiert worden. Im Offshore-Bereich betrifft das insbesondere die neu eingeführten Ausschreibungsmodelle als Nachfolger der "festen" Einspeisetarife der früheren EEG-Regelungen sowie die Deckelung der Ausbauraten.

Die Änderungen der Rahmenbedingungen, maßgeblich vom jetzt zuständigen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorangetrieben, waren bis zuletzt sehr umstritten. Nicht zuletzt, weil sie die Akteursvielfalt einschränken und zurück in eine zentralisiertere Branchenstruktur führen könnten. Das eingeführte Ausschreibungssystem hat sowohl Onshore als auch Offshore zu überraschenden Ergebnissen geführt. Für viele Akteure begrenzen die neuen Rahmenbedingungen den Planungshorizont für Investitionen auf die nächsten Jahre bzw. erfordern eine Neuausrichtung ihrer Geschäftsmodelle.

1a   Ausschreibungen

Für alle Offshore-Windenergieanlagen, die ab 2021 in Betrieb genommen werden, sind mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG, seit 1. Januar 2017 in Kraft) Ausschreibungen eingeführt worden. Nach einer Übergangsphase (Inbetriebnahme 2021 bis 2025) werden die auszuschreibenden Offshore-Windparkflächen in einem Flächenentwicklungsplan vorab festgelegt (sogenanntes "zentralen Modell" für Inbetriebnahmen ab 2026).

Der Flächenentwicklungsplan wird vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) im Einvernehmen mit der Bundesnetzagentur (BNetzA) festgelegt. Für das "zentralen Modell" ist jeweils ein Gebotstermin über durchschnittlich 700 bis 900 MW pro Jahr vorgesehen.

Schon bei der ersten Ausschreibung mit Gebotstermin 01.04.2017 und einer bezuschlagten Menge von 1.490 MW überraschten drei der vier bezugschlagten Bieter mit Null-Cent-Geboten. Damit sicherten sich die Bieter den Netzanschluss aber verzichten gänzlich auf eine EEG-Förderung. Sie müssen dann den Strom selber am Markt veräußern. Dies geschieht in der Regel über langfristige Stromlieferverträge zwischen Produzenten und Abnehmern, sogenannte Power Purchase Agreements (PPA).

So berichtetet die Deutsche Bahn im September 2019 von dem ersten deutschen Offshore Corporate PPA mit der RWE Supply & Trading GmbH: Hierbei bezieht die Deutsche Bahn ab 2024 Strom aus dem Offshore-Windpark Nordsee Ost über eine Laufzeit von fünf Jahren mit einem Liefervolumen von 25 Megawatt. Dies entspricht rund acht Prozent der Gesamterzeugung des Windparks mit insgesamt 295 Megawatt installierter Leistung (DB 2019).

Der Energieanbieter Ørsted hat im Jahr 2019 ebenfalls einen großen Industriekunden-Liefervertrag geschlossen. Der PPA regelt mit dem Werkstoffhersteller Covestro die Bereitstellung einer Kapazität von hundert Megawatt über 10 Jahre ab dem Jahr 2025 durch den Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 3 (COVESTRO 2019), der unter neuen Namen die Winparks Borkum Riffgrund West 1 und 2 sowie OWP West zusammenfasst (ØRSTED 2019, vgl. Tabelle 1).

Auch bei der zweiten Ausschreibung mit Gebotstermin 01.04.2018 und einer bezuschlagten Menge von 1.610 MW lag der niedrigste Gebotswert bei 0 ct/kWh. Der höchste Gebotswert, der einen Zuschlag erhalten hat, lag bei 9,83 ct/kWh, der mengengewichtete durchschnittliche Zuschlagswert betrug 4,66 ct/kWh (BNetzA 2018). Bei der ersten Ausschreibung wurden vier Projekte in der Nordsee bezuschlagt, in der zweiten jeweils drei in der Nord- und Ostsee (Tabelle 1: Nordsee und Tabelle 2: Ostsee).

 

Projekte in der Nordsee Ausschreibung Akteur Bezuschlagte Kapazität Geplante Inbetriebnahme Zuschlagswert
Kaskasi II 2018 Innogy 325,00 MW 2022 unbekannt
OWP West 2017  Ørsted  240,00 MW 2024 0,00 ct/kWh
Borkum Riffgrund West 2 2017 Ørsted 240,00 MW 2024 0,00 ct/kWh
Gode Wind 3 2017 Ørsted 110,00 MW 2024 6,00 ct/kWh
Borkum Riffgrund West 1 2018 Ørsted 420,00 MW 2024/2025 0,00 ct/kWh
Gode Wind 4 2018 Ørsted 131,75 MW 2024/2025 9,83 ct/kWh
EnBW He Dreiht 2017 EnBW 900,00 MW 2025 0,00 ct/kWh
Tab. 1: Bezuschlagte Nordsee-Projekte in den ersten beiden deutschen Ausschreibungen für Offshore-Windparks 2017/2018 (WINDGUARD 2019: 7, verändert)

 

Projekte in der Ostsee Ausschreibung Akteur Bezuschlagte Kapazität Geplante Inbetriebnahme Zuschlagswert
Arcadis Ost 1 2018 Parkwind NV 247,25 MW 2021 unbekannt
Wikinger Süd 2018 Iberdrola 10,00 MW 2022 0,00 ct/kWh
Baltic Eagle 2018 Iberdrola 476,00 MW 2022/2023 6,46 ct/kWh
Tab. 2: Bezuschlagte Ostsee-Projekte in den deutschen Ausschreibungen für Offshore-Windparks (WINDGUARD 2019: 7, verändert)

 

1b   Regelungen zum Netzanschluss

Quelle: TenneT Offshore Gmbh 2014 (www.tennettso.de)
Abb. 3: Netzanschlussplanungen der TenneT Offshore Gmbh für die Nordsee (TENNET 2014)

Die Regelungen zum Netzanschluss von Offshore-Windenergieanlagen wurden in den letzten Jahren immer wieder grundlegend geändert. Zunächst waren die Projektentwickler für die Planung der Netzanbindungen zuständig. In einer überraschenden Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes durch das Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz 2006 wurde die Verantwortung für die Bereitstellung der Netzanbindungen dann auf die Netzbetreiber, namentlich der Tennt GmbH für die Nordsee und der 50-Herz GmbH für die Ostsee, übertragen. Dies führte zu einer erheblichen finanziellen Entlastung für die Offshore-Projekte. Allerdings konnte Tennet die Vielzahl der erforderlichen Netzanbindungen nicht rechtzeitig zum Zeitpunkt der Herstellung der technischen Betriebsbereitschaft der Offshore-Anlagen bereitstellen, worauf der Gesetzgeber mit besonderen Schadensersatzregelungen reagieren musste.

Es folgten weiter regulatorische Änderungen und mit dem "Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien" (EEG 2017) werden die Netzanschlüsse mit den Versteigerungen von den Rechten zum Bau von Offshore-Windparks verknüpft. Der Zuschlag in den Ausschreibungsverfahren ist Voraussetzung für die Netzanbindung der bezuschlagten Gebotsmenge.

 

2   Ausbau der Offshore-Windenergie

Offshore-Projekte in Deutschland Stand 30.06.2019 (Stiftung Offshore Windenergie 2019)
Abb. 4: Karte zum Ausbaustand der Offshore-Windenergie in Deutschland zum 30.06.2019 (Stiftung Offshore Windenergie 2019)

 

Offshore-Projekte in der AWZ der Nordsee (BSH 2018)
Abb. 5: Karte des BSH zu Offshore-Projekten in der AWZ der Nordsee nach Einführung der Ausschreibungen (BSH 2018)

 

Offshore-Projekte in der AWZ der Nordsee (BSH 2014a)
Abb. 6: Karte des BSH zu Offshore-Projekte in der AWZ der Nordsee mit erfolgter Antragskonferenz vor Einführung der Ausschreibungen (BSH 2014a)

 

Mit dem Boom der Windenergienutzung an Land wurden in den frühen 2000er Jahren von meist mittelständischen Unternehmen eine Vielzahl von Offshore-Projekten angestoßen. Neben der Standortsuche fokussierten sich die Arbeiten der Projektentwickler zunächst auf die Genehmigungsverfahren mit ihren umfangreichen Umweltuntersuchungen. Die Begrenzung vieler früher Vorhaben auf sogenannte Pilotgebiete mit maximal 80 Windenergieanlagen war der zunächst gängigen Genehmigungspraxis geschuldet. Die Vorhaben erreichen mit der damals aktuellen 5 Megawatt-Klasse eine installierte Gesamtnennleistung von 400 Megawatt (MW).

Im Jahre 2008 wurden erstmals zwölf Windenergieanlagen der 5 MW-Klasse in küstenfernen Deutschen Gewässern erreichtet. Teile der Energiewirtschaft und das Bundesumweltministerium hatten sich auf die Realisierung des Offshore-Forschungstestfeldes "alpha ventus" (60 MW) vor der Insel Borkum als ersten Deutschen Offshore-Windpark geeinigt. Jeweils 6 Anlagen wurden von den Herstellern Adwen (vormals AREVA Wind und davor Multibrid) und Senvion (vormals REpower Systems) geliefert.

Inzwischen sind in Deutschland eine Vielzahl von Standorten realisiert (vgl. Abbildung 4) und schon im Jahr 2014 überschritt die installierte Gesamtleistung mit Netzanschluss in der deutschen Nord- und Ostsee die Gigawattgrenze (BERNWARD 2015).

Über die Windparks "alpha ventus", "DanTysk" und "Trianel Windpark Borkum" sowie über die Netzanbindung für den Windpark "EnBW Baltic 1" finden sich weitere Informationen unter Projekte.

Mit dem EEG 2017 und den eingeführten Ausschreibungen sind viele der bisherigen Planungen weitgehend obsolet geworden, wie ein Vergleich der Abbildung 5 mit der Abbildung 6 grob veranschaulicht. Weitere Informationen zur Raumordnung, den Verfahren und zum Stand der geplanten Vorhaben in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) Deutschlands finden sich auf den Internet-Seiten des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und der Bundesnetzagentur (BNetzA). Die Genehmigungsverfahren für Projekte der zwischen den Küstenlinien und der AWZ liegenden 12-Seemeilen-Zonen der Nord- und Ostsee liegen im Verantwortungsbereich der jeweiligen Küstenländer.

3   Planungsansätze für Offshore-Windparks

Projektphasen, Projektvorgänge und wichtige Meilensteine eines Offshore-Windnutzungsvorhabens
Abb. 7: Projektphasen, Projektvorgänge und wichtige Meilensteine eines Offshore-Windnutzungsvorhabens

Die Planung, der Bau und der Betrieb eines Offshore-Windparks bzw. Windkraftwerks stellen nach wie vor ein in vielerlei Hinsicht innovatives Vorhaben dar. Die deutschen Offshore-Windnutzungsvorhaben unterscheiden sich von den im Ausland zunächst realisierten Projekten durch besonders anspruchsvolle Standortbedingungen (Wassertiefe, Küstenentfernung etc.). Die Pläne für die technische Umsetzung (design process) lassen sich nur in einem ersten Ansatz als Kombination aus für den Offshore-Einsatz optimierten Onshore-Windenergieanlagen und aus der konventionellen Rohstoffexploration bekannten Offshore-Technologien auffassen. Die Anforderungen an die technischen Lösungen für die Offshore-Windenergienutzung unterscheiden sich sowohl von denen der Onshore-Windenergieanlagen als auch von denen der konventionell genutzten Offshore-Technologien (vgl. Dimas 2001: 185 f.). Deswegen werden Optimierungen immer das gesamte Offshore-Windnutzungsvorhaben in allen Projektphasen als einen integrativen Prozeß (vgl. DIMAS & RICHERT 2001: 28) bzw. in einem „parallel design approach“ (vgl. KÜHN 2001: 34 ff.) erschließen müssen.

Wie jedes Projekt durchläuft ein Offshore-Windnutzungsvorhaben verschiedene Projektphasen. Eine mögliche Klassifikation des Projektablaufes zeigt die Abbildung 7 .

4   Systemüberblick eines Offshore-Windkraftwerks

Schematischer Systemüberblick eines Offshore-Kraftwerks
Abb. 8: Schematischer Systemüberblick eines Offshore-Kraftwerks

"Offshore" ist ein in der Windenergiebranche sehr gebräuchlicher aber hinsichtlich der Wassertiefe uneinheitlich abgegrenzter Begriff für die der Küste vorgelagerten Meeresbereiche und die Hohe See. Gegenüber "Offshore" bezeichnet "Onshore" den landseitigen Raum. Inzwischen wird auch der Begriff "Nearshore" für küstennahe Anlagen gebraucht. Die Abbildung 8 gibt einen schematischen Überblick über ein Offshore-Windkraftwerk (Systemüberblick). Im Folgendem werden die einzelnen Elemente kurz beschrieben:

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4.a   Windenergieanlage

Die anfangs in Offshore-Windparks eingesetzten Windenergieanlagen (WEA) basierten auf für den Offshore-Einsatz tauglich gemachten Onshore-Anlagenkonzepten. Die neueren Anlagengenerationen der Multi-MW-Klasse wurden und werden hingegen für den Offshore-Einsatz speziell konzipiert. Einflußfaktoren auf das technische Design sind unter anderem:

4.b   Fundament

Tripoden und Jacket-Fundamente in 
        Bremerhaven (TWB I)
Abb. 9: Tripoden und im Hintergrund Jacket-Fundamente in Bremerhaven (TWB I)

Die technischen Anforderungen an die Fundamentierung bzw. Gründung von Offshore-Windenergieanlagen unterscheiden sich von herkömmlichen Offshore-Anlagen zur Offshore-Rohstoffexploration, insbesondere durch die anlagenspezifischen, windinduzierten dynamischen Lasten. Die Auswahl des Gründungsverfahrens wird neben den anlagenspezifischen Lasten maßgeblich von der herrschenden Wassertiefe bestimmt. In der Ostsee spielt auch der Eisgang eine wichtige Rolle bei den anzusetzenden Lastannahmen.

Bei der Entwicklung der Gründung müssen neben dem Gründungskörper sowohl die geotechnischen Bodeneigenschaften als auch die Eigenschaften des Turms und der restlichen Windenergieanlage als Gesamt-Schwingungs-System berücksichtigt werden (vgl. KÜHN 2001: 190 ff.).

Die wirtschaftlichen Anforderungen an das Design und die Installation der Gründung unterscheiden sich insbesondere durch die deutlich geringere Wertschöpfung der Windenergieanlagen gegenüber Offshore-Anlagen der Kohlenwasserstoffindustrie (vgl. Dimas 2001). Die Gründungskosten stellen einen wesentlichen Kostenfaktor beim Bau eines Offshore-Windparks dar (vgl. DIMAS & RICHERT 2001).

Tripoden und Jacket-Fundamente in Bremerhaven
Abb. 10: Monopile und Übergangsstück installieren: Abfolge der einzelnen Schritte (eigene Darstellung, Fotos: BEYER & BRUNNER 2006: 347 ff.)

Abbildung 9 zeigt im Vordergrund Tripoden in Bremerhaven für den Trianel Windpark Borkum (TWB I). Im Hintergrund stehen Jacket-Fundamente für einen anderen Windpark in der Nordsee. Die im britischen „Barrow Offshore-Windpark“ als Gründung eingesetzten Monopiles weisen Längen von bis zu 61,2 m auf, wiegen bis zu 452 Tonnen und werden bei Wassertiefen von knapp 25 m bis zu 40,7 m unter Grund in den Meeresboden gerammt (BEYER & BRUNNER 2006: 346 f.). Abbildung. 10 zeigt den schematischen Ablauf der Installation, wie er in BEYER & BRUNNER (2006) beschrieben ist.

Verwendete Fundamenttypen in Deutschland
Abb. 11: Verwendete Fundamenttypen in Deutschland im Zeitverlauf (WINDGUARD 2019: 4, verändert)

Auf Grund der Verfügbarkeit immer leistungsfähigerer Rammhämmer in Verbindung mit größeren Monopile-Durchmessern, können Monopile-Fundamente in immer tieferen Gewässern eingesetzt werden. Monopile-Fundamente werden deswegen heute auch in Gewässertiefen eingesetzt, in denen vor wenigen Jahren die aufwändigeren Tripod oder Jacket-Fundamente zum Einsatz kamen (Abbildung 11).

Eine Herausforderung beim Rammen, insbesondere bei größeren Pfahldurchmessern, stellt der Lärmschutz für die maritime Umwelt dar. Hierfür wurden besondere technische Lärmminderungsmaßnahmen entwickelt. Zum Beispiel kommen künstlich erzeugte Blasenschleier zur Minderung der Lärmemissionen zum Einsatz.

4.c   Parkverkabelung

Mit der Parkverkabelung im Windpark wird der von den Windenergieanlagen produzierte Strom gesammelt und auf die Offshore-Umspannstation geführt. Neben der Stromabführung versorgt die Parkverkabelung die Windenergieanlagen (bei Stillstand) auch mit Betriebsstrom und sie enthält außerdem Datenleitungen für die Anlagensteuerung. Sie wird, den gebräuchlichen Nebenbestimmungen der Genehmigungen folgend, unter der Meeresbodenoberfläche verlegt.

4.d   Offshore-Umspannwerk

Im Offshore-Umspannwerk des Windparks (Abbildung 12) wird der produzierte Strom aus dem Windpark zur Minimierung von Übertragungsverlusten auf eine höhere Spannungsebene transformiert (Wechselstromübertragung). Auf der Plattform des Offshore-Umspannwerks finden sich auch andere Nebenanlagendes Windparks (Notstromaggregat, Kommunikationsanlagen, Rettungsgerät etc.).

 
Offshore Umspannwerk Baltic 1 (Ostsee)
Abb. 12: Offshore Umspannwerk Baltic 1
Tennet HGÜ Konverterstation DolWin 1
Abb. 13: Tennet HGÜ Konverterstation DolWin 1

4.e   Offshore und Onshore Netzanbindung

Der Strom wird entweder direkt vom Umspannwerk des Windparks als Wechselstrom an Land übertragen (Windparks "EnBW Baltic 1" und "alpha ventus") oder der Strom wird zunächst über ein weiteres Offshore-Umspannwerk des Netzbetreibers geleitet. Letzteres ist für die meisten Projekte in der Deutschen Bucht (Nordsee) vorgesehen (vgl. Abbildung 3 oben).

Dabei wird der Strom von mehreren Windparks an einem zentralem Offshore-Umspannwerk zusammengeführt und dann verlustminimiert per Gleichstromtechnik an Land übertragen. Bei Hochspannungsgleichstromübertragungs-Systemen (HGÜ-Systeme) findet auf der Konverter-Station des Netzbetreibers die Transformation von Wechsel- zu Gleichstrom statt (Abbildung 13).

Der produzierte Strom wird mit einem Seekabel an die Küste geleitet. Dort geht das Seekabel in ein herkömmliches Landkabel über, mit dem der Strom zum Onshore-Umspannwerk geleitet wird. Im Kabelsystem ist zusätzlich eine Datenleitung integriert. Das Seekabel unterscheidet sich gegenüber einem Landkabel insbesondere durch einen besseren Schutz gegen mechanische Beanspruchungen. Für alle deutschen Offshore-Windnutzungsvorhaben ist sowohl für die Seetrasse als auch für die Landtrasse eine unterirdische Verlegung vorgesehen.

Horizontalbohrung Netzanbindung EnBW Baltic 1 bei Markgrafenheide
Abb. 14: Arbeiten zur Anlandung der Netzanbindung EnBW Baltic 1

Abbildung 14 zeigt die Arbeiten zur Anlandung der Netzanbindung nahe Rostock Markgrafenheide/Hohe Düne für den Ostsee-Windpark EnBW Baltic 1. Zur Wahrung der Naturlandschaft, die auch die Hohe Düne umfasst, wurde die Anlandung mittels Horizontalbohrverfahren durchgeführt. Die Netzanbindung Baltic 1 ist eines der ausführlich beschriebenen Referenzprojekte von Johannes Dimas.

Die Landanbindung war zumächst ein erheblicher Kostenfaktor für ein Windnutzungsvorhaben, der jedoch inzwischen vom Netzbetreiber getragen werden muß (vgl. Regelung zum Netzanschluss).

 

4.f   Onshore-Umspannwerk

Onshore Umspannwerk nahe Rostock
Abb. 15: Umspannwerk Bentwisch nahe Rostock

Im Onshore-Umspannwerk wird der Strom in das Versorgungs- bzw. Transportnetz eingespeist. Abbildung 15 zeigt das Umspannwerk Bentwisch nahe Rostock. Hier wird der Strom der Offshore-Windparks EnBW Baltic 1 und 2 eingespeist. Übrigens befindet sich hier auch eine Stromrichterstation der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) Kontek.

4.g   Betriebsführung

Der sichere und wirtschaftliche Betrieb eines Offshore-Kraftwerks bedarf einer 24h-Betriebsüberwachung. Ziel der Betriebsführung ist insbesondere eine möglichst hohe technische Verfügbarkeit der Anlagen zu gewährleisten.

4.h   Basis für Wartungsteam und Gerät

Offshore-Basis-Hafen auf der Insel Borkum
Abb. 16: Offshore-Basis-Hafen auf der Insel Borkum

Die kurzen Zeitfenster, in denen die Witterung, speziell in der Nordsee, eine Wartung der Windenergieanlagen zulassen, erfordern einen möglichst nah zum Windpark gelegenen Basishafen für die Wartungsteams und ihre Gerätschaften (Abbildung 16). Für den Transport von Wartungsteams hat sich neben speziellen Crew-Transfer-Vesseln (CTV) auch der Einsatz von offshore-tauglichen Helikoptern bewährt.

Für Windparks weit ab vom Land stellt es sich oft wirtschaftlicher dar, wenn die Wartungsteams für längere Aufenthalte auf einem sogenannten Hotelschiff oder auf der Windpark-Umspannplattform untergebracht werden. Für letzteres muss die Umspannplattform speziell ausgerüstet sein, um den hohen Anforderungen einer bemannten Offshore-Plattform zu genügen.

5   Quellen

BERNWARD, J. (2015): Windenergie überflügelt Atomkraft.– neue energie, 03, 58 - 61, Berlin.

BEYER, MANFRED & BRUNNER, WOLFGANG (2006): Herstellung der Monopfähle im britischem Barrow Offshore Windpark.– Tiefbau, 6, 346-351, München (Erich Schmidt Verlag GmbH & Co).

BMWI & BMU (2006): Energieversorgung für Deutschland.– Statusbericht für den Energiegipfel am 3. April 2006, 94 S, www.bmwi.de/Redaktion/Inhalte/Pdf/E/energiegipfel-statusbericht,property=pdf,bereich= bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf, 17.03.06.

BNetzA (Bundesnetzagentur) 2014: BK6-13-001 Beschluss vom 13.08.2014.– 44 S., www.bundesnetzagentur.de/DE/Service-Funktionen/Beschlusskammern/1BK-Geschaeftszeichen-Datenbank/BK6-GZ/2013/BK6-13-001/BK6-13-001_Beschluss%20vom%2013.08.2014.pdf?__blob=publicationFile&v=2, 14.09.2014.

BNetzA (Bundesnetzagentur) 2018: Ergebnisse der 2. Ausschreibung vom 01.04.2018 - Bekanntgabe der Zuschläge.– www.bundesnetzagentur.de/DE/Service-Funktionen/Beschlusskammern/1BK-Geschaeftszeichen-Datenbank/BK6-GZ/2018/2018_0001bis0999/BK6-18-001/Ergebnisse_zweite_ausschreibung.pdf?__blob=publicationFile&v=3, 14.11.2018.

BSH BUNDESAMT FÜR SEESCHIFFFAHRT UND HYDROGRAPHIE (2014a): Nordsee: Offshore-Windparks (Pilotphasen).– 1 S., www.bsh.de/de/Meeresnutzung/Wirtschaft/CONTIS-Informationssystem/ContisKarten/NordseeOffshoreWindparksPilotgebiete.pdf; 23.05.2014.

BSH BUNDESAMT FÜR SEESCHIFFFAHRT UND HYDROGRAPHIE (2014b): Ostsee: Offshore-Windparks (Pilotphasen).– 1 S., www.bsh.de/de/Meeresnutzung/Wirtschaft/CONTIS-Informationssystem/ContisKarten/OstseeOffshoreWindparksPilotgebiete.pdf; 23.05.2014.

BSH BUNDESAMT FÜR SEESCHIFFFAHRT UND HYDROGRAPHIE (2018): Nordsee: Offshore-Windparks.– 1 S., www.bsh.de/DE/THEMEN/Offshore/Nutzungskarten/nutzungskarten_node.html; 14.11.2018.

COVESTRO (2019): Weltweit größter Industriekunden-Liefervertrag für Offshore-Windenergie - Covestro setzt auf Grünstrom.– Pressemitteilung 4.12.2019, https://presse.covestro.de/news.nsf/id/Covestro-setzt-auf-Gruenstrom?Open&parent=Home_DE&ccm=000, 10.12.2019.

DB DEUTSCHE BAHN AG (2019): Offshore-Ökostrom für Züge der Deutschen Bahn.– Pressemitteilung vom 09.09.2019, https://news.rwe.com/download/766473/2019-09-09pm-offshore-oumlkostromfuumlrzuumlgederdeutschenbahn-165035.pdf, 17.09.2019.

DIMAS, J. (2001): Windpark SKY 2000 - Gründungskonzepte für Windenergieanlagen in der Ostsee.– Zeitschrift für angewandte Geologie, 47, 182 - 189, Hannover.

Eine Kurzfassung findet sich hier: Windpark SKY 2000: Gründungskonzepte für Windenergieanlagen in der Ostsee.

DIMAS, J. & RICHERT, F. (2001): Alles im Griff? - Fundamentkonzepte für Offshore-Parks.– Erneuerbare Energien, 10, 28 - 31, Hannover.

Eine Kurzfassung findet sich hier: Alles im Griff? - Fundamentkonzepte für Offshore-Parks.

KOALITIONSVERTRAG CDU, CSU UND SPD (2005): Gemeinsam für Deutschland. Mit Mut und Menschlichkeit. Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD.– http://koalitionsvertrag.spd.de/servlet/PB/menu/-1/index.html, 10.07.06.

KÜHN, MARTIN (2001): Dynamics and Design Optimisation of Offshore Wind Energy Conversion Systems.- Diss., Technische Universität Delft, 281 S., Delft.

NEUE ENERGIE (2006b): Netzbetreiber bezahlen Offshore-Kabel.- neue energie, 11, S. 12, Berlin.

ØRSTED (2019); Ørsted führt zukünftige Offshore-Windparks unter neuen Namen Borkum Riffgrund 3 und Gode Wind 3 zusammen.- Pressemitteilung vom 10.09.2019, https://orsted.de/presse-media/news/2019/09/orsted-borkum-riffgrund-3-gode-wind-3, 10.12.2019.

STIFTUNG OFFSHORE-WINDENERGIE 2012: Stellungnahme im Festlegungsverfahren zur Bestimmung von Kriterien nach § 17 Abs. 2b EnWG (Konsultation von Eckpunkten).- www.offshore-stiftung.com/60005/Uploaded/Offshore_Stiftung|Positionspapier2012BNetzA_Verba776ndestellungnahme-1.pdf, 14.09.2014

STIFTUNG OFFSHORE-WINDENERGIE 2019: Grafik Ausbaustand Offshore-Windenergie Deutschland 30.06.2019.- www.offshore-stiftung.de/sites/offshorelink.de/files/mediaimages/Offshore_Karte_dt..jpg, 17.09.2019

SYDPRODUKTION A/S, ELTRA & ELSAM (2003): Horns Rev – Ein Windkraftwerk auf hoher See.- Videofilm, 18 Minuten, Produziert von SydProduktion A/S in Zusammenarbeit mit Eltra & Elsam (Fredericia, Dänemark). [Bezug über ENERGINET DK, Fjordvejen 1-11, 7000 Fredericia]

TENNET 2014: Unsere Netzanbindungs-Projekte auf See.- http://www.tennet.eu/de/netz-und-projekte/offshore-projekte.html, 01.10.2014.

WINDGUARD (2019): Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland Jahr 2018.- https://www.windguard.de/jahr-2018.html?file=files/cto_layout/img/unternehmen/windenergiestatistik/2018/Status%20des%20Offshore-Windenergieausbaus%20in%20Deutschland%2C%20Gesamtjahr%202018.pdf, 23.02.2019.

WIND:RESEARCH (2019): Wertschöpfung der Offshore-Windenergie in Deutschland - Regionale Verteilung und Entwicklung der Marktteilnehmer und der Arbeitsplätze.– https://bwo-offshorewind.de/wp-content/uploads/2019/06/windresearch_broschre_wertschpfung_offshore.pdf; 17.09.2019.

Dieser Artikel wurde im Februar 2020 aktualisiert.